"Der Kunde steht im Mittelpunkt: Ich möchte Anforderungen und Kundenwünsche möglichst effizient umsetzen, damit der Kunde zufrieden ist."
Das ist eine These, die ich so oder so ähnlich von agilen Entwicklern und Teamleitern hörte, also von den untersten Ebenen der Hierarchie großer Unternehmen. Und ja, ich halte Kundenzufriedenheit auch für ein erstrebenswertes Ziel.
Konkurrierend dazu steht erstmal der wirtschaftliche Aspekt, sowie Innovation. Bei einer Entwicklungsstrategie, die primär auf Kundenwünsche eingeht, ist die Innovation vom Kunden getrieben. Konkrete Vorschläge zur Nachbesserung und Implementierungsdetails hängen von der Kreativität des Kunden ab. Diese Strategie passt zur Eingangsthese.
Das andere Extrem wäre die komplette Freiheit, die Software nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln. Sehr konkrete Kundenwünsche werden zwar berücksichtigt, aber stehen nicht im Fokus der Entwicklung. Das Ergebnis enthält erfrischend neue Elemente, die dem Stand der Technik entsprechen. Auch hier kann der Kunde zufrieden sein, obwohl seine Wünsche sehr kreativ interpretiert wurden.
Betriebswirtschaftlich gesehen soll der Kunde gut bezahlen und langfristig Kunde bleiben. Von Monopolstellungen abgesehen kann das Ziel durch beide Innovationsstrategien erreicht werden, wahrscheinlich auch nur durch beide Strategien in sinnvoller Mischung. Kundenzufriedenheit führt zu langfristiger Bindung. Gute und innovative Produkte führen zu Weiterempfehlungen. Alle sind glücklich.
Fazit: Als Berater sehe ich die Entwicklungsabteilungen vieler Firmen. Nur wenige davon, die eine gewisse Größe erreicht haben - so um die 100 Entwickler - erhalten sich eine Firmenkultur der erfrischenden Kreativität und wagen es Neues und Unerprobtes auszuprobieren. "Mut zu eigenen Ideen" möchte ich der Eingangsthese entgegenstellen. Teamleiter, Produktmanager, Projektleiter und Geschäftsführung sollten sich der beiden extremen Innovationsstrategien bewusst sein und den richtigen Mittelweg finden.